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Fortbewegung im Iran

Der Verkehr in Irans Großstädten

Es gehört zu einer der größten Herausforderungen eines Iran-Aufenthaltes in Teheran das Überqueren einer Hauptstrasse zu überleben. Der beste Trick ist dabei, sich an eine Frau mit Kindern zu halten und einfach mitzulaufen. Falls sich diese Möglichkeit nicht bietet, gibt es nur einen Weg, auf die andere Seite zu gelangen: Geradeaus schauen und los laufen. Klingt verrückt, aber so funktioniert der Verkehr im Iran.

Selbst am Steuer bekommt man schnell den Anschein, dass es im Iran eigentlich gar keine Verkehrsregeln gibt. Einrichtungen wie Ampeln, Fußgängerüberwege oder der gleichen sucht man fast vergebens. Selbst Fahrbahnmarkierungen sind vermutlich ein Fremdwort. Eine formals dreispurige Strasse wird vor einer Kreuzung ganz schnell zu einer siebenspurigen. Es will ja schließlich jeder der Erste sein. Auf den meisten Hauptstrassen bilden sich ca. 2..3 Fahrspuren: Die ganz linke sollte man möglichst meiden, wenn man die Fahrt überleben möchte. Die rechte Spur ist größtenteils sehr entspannt und wenn man mal eine kurze Pause benötigt, um den Adrenalinspiegel zu senken, sollte man hier verweilen. Allerdings wird hier auch gern mal abrput gehalten um, z.b. mitten auf der Strasse stehen zu bleiben und ein paar Erledigungen in einem Strassengeschäft zu tätigen. Bleibt nur die mittlere Spur als Kompromiss. Wenn die Roller nicht wären, könnte man dort eigentlich ganz gut zurechtkommen. Es ist zum Teil zwar etwas schwer diese in einem Kreisverkehr wieder zu verlassen, aber um möglichst heil voranzukommen, sollte man sich hier aufhalten.

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Dieses Fahrzeug ist im Iran noch strassentauglich!

Grundsätzlich, scheint es so zu sein, dass immer der Unfallteilnehmer Schuld hat, welcher einem anderen hinten aufgefahren ist. Das wird im Zweifel ganz einfach festgestellt: Dessen Beule am Fahrzeug weiter vorn ist, der muss zahlen. Das führt natürlich zu einer Fahrweise wo jeder nur die eigene Fronthaube im Blick hat. Ein Spurwechsel wird einfach Vorwarnung und Schulterblick durchgeführt und der von hinten kommende Fahrer hat dafür zu sorgen, dass daraus kein Unfall entseht.

Fazit: Wer sich in die Großstädte mit dem Auto traut muss viel Mut und mentale Stärke mitbringen. Vor allem in Tehran ist dringend von so einem Vorhaben abzuraten!

Außerhalb der Großstädte macht das Autofahren im Iran sogar richtig Spaß und ist nicht weniger gefährlich als bei uns. Die Überlandstrassen sind gut ausgebaut und ausgeschildert. Mit etwas Glück begegnen einem waghalsige Viehtransporte, überdimensionale Militär- oder Baustofftransporte, Kamele am Strassenrand usw.

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Viehtransporter auf einer iranischen Fernverkehrsstrasse bei 90 km/h

Unterwegs mit dem Mietwagen

Mietwagen werden im Iran meist inkl. Fahrer abgegeben und kosten zum Teil weit unter 50 € pro Tag. Aufgrund der Sanktionen, ist es allerdings schwierig, im Vorauss übers Internet zu buchen, da sämtliche Zahlungskanäle mit dem Ausland gesperrt sind und alles in bar bezahlt werden muss. Bei der Mietwagenbeschaffung können die örtlichen Hotelbetreiber helfen. Tipp: Europcar betreibt einige Mietwagenstationen (z.B. am Internationalen Flughafen Imam Khomeini). Dort kann man per Webseite im Vorauss buchen und die Fahrzeuge auch an anderen Standorten wieder abgeben, falls man keine Rundreise plant. 

Taxifahren im Iran

Eine sehr günstige Art zu Reisen, vor allem für kürzere Strecken, bieten die iranischen Taxis. Hierbei gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten. Die enorme Großzügigkeit, Gastreundlichkeit und Herzlichkeit der Iraner kann nicht unbedingt auf die iranischen Taxifahrer bezogen werden.

Im Prinzip ist jedes iranische Auto ein potentielles Taxi. Für viele Iraner ist es scheinbar eine lukrative Nebeneinkunftsquelle, hin und wieder mal ein paar Passagiere mitzunehmen. Wenn man hinreichend transportbedürftig aussieht, wird man permanent angehupt, was als Einladung zum mitfahren werstanden werden kann. Es gibt auch offizielle Taxis aber auch diese haben kein Taximeter sodass es kaum einen Unterschied macht. Beim Fahrpreis sollte man immer im Vorfeld verhandeln. Das Angebot des Fahrers kann man dabei auch gern mal um 50..60% unterbieten und sich dann irgendwo treffen. Oft kommt es scheinbar vor (wie es auch uns passiert ist), dass am Ende der Fahrt die schlechte Verkehrslage zu einem nicht vereinbarten, erheblichen Aufpreis führt. Hier hilft nur hart bleiben und ggf. einheimische Pasanten oder Hotelangestellte um Hilfe zu bitten oder ggf. mit der Polizei zu drohen.

Weiterhin bietet die Möglichkeit der shared taxis oder "dar baste", gerade bei längeren Fahrten gutes Geld zu sparen. Als Tourist muss man allerdings darauf bestehen, da ein dar baste Taxi sonst ganz schnell zu einem private taxi (savaris) wird, weil man den Passagieren so mehr abknöpfen kann.

Überland-Busse

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Komfort und Beinfreiheit in einem iranischen Reisebus

Busfahren ist die mit Abstand bequemste Möglichkeit um von einer iranischen Stadt in eine andere zu gelangen. In jeder größeren Stadt gibt es ein Busterminal. Dort ist meist viel los und es ist oft ziemlich chaotisch. Die Angestellten der vielen regionalen Busunternehmen sprechen meist auch kein Englisch. Aber dank der unendlichen Hilfsbereitschaft der Iraner ist das kein Problem.

Die Busse verkehren in verschiedenen Kategorien. Man sollte unbedingt darauf achten, einen Bus der Kategorie "VIP" zu bekommen. Diese kosten ungefähr so viel wie bei uns die Fernbusse und bieten dafür aber einen unglaublichen Komfort. Diese Busse sind klimatisiert, bieten eine enorme Beinfreiheit. Außerdem bekommt man ein Paket mit Snacks und Tee während der Fahrt.